Es ist noch gar nicht so lange her, da war Heimautomatisierung eine Zukunftsidee oder zumindest ein Privileg einiger weniger, die sich für horrende Summen Systeme bauen ließen, die, verglichen mit dem heutigen Stand der Technik, einfach grottig waren. In diesen Tagen springen die großen Hardwarehersteller Apple, Samsung und Google auf den Zug der Heimautomatisierung auf. Denn Heimautomatisierung ist ein Thema für fast jeden. Vor einem halben Jahr entschied ich mich für den Betrieb einer HomeMatic-Lösung. Hier gibt es ein Resümee, Empfehlungen, einen Ausblick und eine Wunschliste meinerseits.

Heimautomatiserung – Schalten von Lichtern aus der Ferne, Steuerung der Heizung im Wohnzimmer bei Abfahrt aus dem Büro, Scharfschaltung der Alarmanlage beim Abschließen der Tür, Einrollen der Markise bei Starkwind, usw. Es gibt wohl nahezu unendlich viele Möglichkeiten bei diesem Thema. Und ebenso viele Absichten, weshalb man eine solche Lösung in Betrieb nehmen könnte: Energiesparen, Umweltschutz, Bequemlichkeit oder auch das Kompensieren fehlender Verkabelung durch Funkstrecken. Für mich persönlich waren es definitiv die letzten beiden Punkte.

Bei der Auswahl eines geeigneten Systems fiel mir auf, dass wohl jeder Hersteller etwas anderes unter dem Wort Heimautomatisierung versteht. So gibt es Hersteller, wie zum Beispiel Phillips, die eine über WLAN-steuerbare LED-(Glüh)birne herstellen, oder aber Systeme, die mehr als nur ein Endgerät zentral verwalten und in Abhängigkeiten von anderen Geräten oder Umgebungsvariablen schalten können. Letzteres war für mich wichtig: Eine breite Auswahl an vergleichsweise leicht anzuschließenden Komponenten, die intelligent miteinader kommunizieren können, zentral gesteuert werden, aber ausfallsicher sind, sollte die Zentrale einmal defekt oder nicht erreichbar sein.

Aus diesem Grund entschied ich mich für einen der Pioniere bezahlbarer Heimautomatiserungen: HomeMatic.

HomeMatic ist ein, in meinen Augen, ganzheitliches System zu einem dazu recht günstigen Preis. Die Zentrale Steuereinheit, CCU genannt (Affiliate-Link), ist mit ihrem Preis am unteren Ende des Gesamtpreisspektrums ähnlicher Lösungen anzusiedeln. Die Ersteinrichtung und der Anschluss mancher Komponenten sind zwar alles andere als komfortabel, aber im täglichen Nutzen von jedem bedienbar. Die technischen Komponenten sind relativ hochwertig (mit einer Ausnahme) und in Ihrer Bandbreite weit gefächert. Kein Gewerk (Beleuchtung, Heizung, Zutritt, Sicherheit, etc.) dass sich nicht durch erhältliche Komponenten bedienen ließe.

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Einrichtung und Konfiguration

Die Zentrale der Homematic lässt sich per LAN-Anschluss oder per USB-Anschluss konfigurieren. Der USB-Anschluss simuliert dem angeschlossenen Rechner eine Netzwerkkarte, die dann, ähnlich dem eigentlichen LAN-Anschluss, die Weboberfläche anzeigt. Warum man das macht? Ehrlich gesagt keine Ahnung. Für den Fall das man keine Netzwerkkarte im Rechner hat? Ich weiß es nicht.

Man sollte jedenfalls meinen, man packt das Gerät aus, verbindet es mit Strom- und Datennetz und könne es direkt benutzen. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Bei dem Versuch das Gerät erstmalig ins Netzwerk zu bringen, stieß ich als Informatikkaufmann an meine Grenzen. Zum Aufruf der Zentralle muss ich die Adresse „http://homematic-ccu2“ (oder so ähnlich) aufrufen. Eine Standard-IP-Adresse ist nicht angegeben. Soll wohl den Nutzerkomfort erhöhen, wenn man hier keine Zahlen eintippen muss. Leider doof, wenn man sich in einem Netzwerk befindet, das vom Client vergebene DNS-Namen untedrückt.

Deshalb appeliere ich an die Hersteller dieser meist für „Volltrottelnutzer“ gedachten Client-seitigen-DNS Vergabe: „Lasst den Scheiss, oder schreibt wenigstens eine Standard IP-dazu!“.

Um das Problem zu umgehen, möchte ich seitens meines Routers nun die MAC-Adress der CCU2 in die DHCP-Reservierungen eintragen.Könnte ich tun. Wenn ich die MAC-Adress kennen würde. Die steht aber auch vorsichtshalber nirgends. Da hat ja mal einer ganze Arbeit geleistet.

Gut. Dann hole ich eben ein USB-Kabel und greife erstmal über den USB-Port auf die Weboberfäche zu. Das funktioniert nach Installation einer virtuellen Netzwerkkarte. Allerdings nur, wenn ich alle anderen Netzwerkadapter in der Zeit komplett ausschalte, denn sonst wird die DNS-Auflösung „homematic-ccu2“ wieder über den Router ins WAN geroutet und ich lande auf einer dubiosen China-Domain-Parking-Seite.

De normale Enduser kommt vermutlich nicht auf diese Idee, packt das Gerät zurück in die Luftpolsterfolie, klebt das Paket zu und bringt es zurück dahin, wo er diesen Ausfluss an Pseudo-Benutzerkomfort gekauft hat.

Einmal per USB verbunden ändere ich die IP-Adresse und notiere die MAC-Adresse. Sinnlos, denn beides greift nur und ausschließlich für die Verbindung über USB. Danke für nichts. Ich entscheide mich ein Testnetzwerk mit einem alten Router aufzubauen, der eine Liste aller angeschlossenen Geräte und deren dynamisch oder statisch genutzten IPs und MAC-Adressen in den Logs ausgibt. Nun endlich habe ich nach zwei Stunden alle Daten, die ich brauche um das Ding bei mir im Netzwerk mit meiner Wunschadresse XXX.XXX.XXX.160 anzusprechen. Toll.

Nun kann es losgehen. Voller Tatendrang richte ich die ersten zwei Geräte ein. Ein Thermostat und einen Heizungsregler. Nichts leichter als das. Geräte in den Konfigurationsmodus versetzen, warten bis in der Weboberfläche der CCU2 im Postkorb ein neues Gerät auftaucht, akzeptiert, fertig. Soviel Komfort hätte ich nach dem MAC-Adressen-Terror nicht erwartet.

Später finde ich im Einstellungsmenü die Möglichkeit sämtliche Kommunikation mit einem Passphrase zu verschlüsseln. Toll – Sicherheit geht vor. Ich gebe also den Passphrase ein und stelle kurze Zeit später fest, dass die CCU2 nun nichtm mehr mit Heizungsregler und Thermostat „spricht“. Nur logisch, denn das besondere an dem System ist, dass es bidirektional, also in zwei Richtungen arbeitet. Endgeräte kommunizieren nicht nur über die Zentrale miteinander, sonder bekommen bei der Einrichtung von der Zentrale mitgeteil mit wem sie sich unterhalten sollen. In diesem Fall „Thermostat A, regle Heizungsregler 1“. Super für den Fall, dass die Zentrale mal kaputt oder nicht erreichbar sein sollte. Das führt aber im Umkehrschluss dazu, dass wenn die Zentrale nun Befehle direkt an eines der Endgeräte schicken soll, diese verschlüsselt werden und das Gerät diese aufgrund der vorherigen Kommunikation unverschlüsselt erwartet. Die Endgeräte verstehen die Zentrale nicht mehr.

Es ist also mein Fehler. Deshalb die klare Empfehlung: Verschlüsselung einschalten bevor irgendein Gerät konfiguriert wird.

Ich soll das Problem lösen können, indem ich die vorherige Kopplung direkt am Endgerät aufhebe und beide Geräte an der Zentrale erneut anmelde. Gott sei dank sind beide Geräte nicht etwa Unterputzbauteile (sonst würde ich die Wand mit der Makita aufhauen müssen und danach denjenigen der sich das überlegt hat hier keine Warnmeldung bei der Funktion zu platzieren). Das Ganze klappt beim Heizungsregler sofort. Das Thermostat sagt erstmal: „Geht nicht, weil ich bin schon mit einer Zentrale verbunden“. Super, jetzt sind wir wieder auf der unteren Ebene der Benutzerfreundlichkeit angelangt. Ich weiß nicht genau warum, aber nach einigem Hin- und Her ist es mir dann gelungen auch das Thermostat wieder an die Zentrale anzuschließen. Initial meine Schuld, aber im Umgang nicht endkundenfreundlich gelöst. Aber das Beste: Dies war tatsächlich die letzte negative Erfahrung im Umgang mit dem System. Naja, fast. Wäre nicht später nach 3 Wochen der erste Heizkörperstellantrieb kaputtgegangen. Aber im Ernst: Abgesehen davon folgt jetzt nurnoch Begeisterung.

Steuerung mit der App

Welche App? Der Hersteller des HomeMatic-Systems bietet keine eigene App an. Das ist ja mal voll „Zukunft“.

Bei der Suche nach Apps zum System stolperte ich über eine handvoll Apps von Drittprogrammierern und denke mir „Na das kann ja was werden“.

Unter den Suichergebnissen findet sich hauptsächlich Schrott. Als ich schon fast keine Hoffnung mehr hatte, stolpere ich über die App „@Home“ von Gerald Klunker. Kostenlos mit Werbeeinblendungen. Das letzte was ich erwartet hätte, wäre eine derartig hervorragende App gewesen. Intuitiv, übersichtlich und nahezu alle Geräte abdeckend. Besser hätte es der Hersteller vermutlich nicht hinbekommen können. Ich bin begeistert.

Übersicht der Geräte mit Seriennummer Raumauflistung mit ausgewählten, benannten Geräten Raumauflistung mit Auswahl der anzuzeigenden Geräte

Ein einziger Kritikpunkt an der App bleibt. Zumindest für mich. Bei der Verbindung mit der Zentrale übernimmt die App nicht die in der Zentrale hinterlegten Geätenamen. Statt „Lichtschalter Wohnzimmer“ steht die Seriennummer „HM-Lc-Sw1PBX-SM LEQ123456“ in der Übersicht. Kein Problem, denn diese kann man mit einem Klick auf „Bearbeiten“ umbenennen, oder aber garnicht benötigte Geräte komplet ausblenden. Sehr durchdacht. Leider reicht es nicht, das Gerät zum Beispiel im Bildschirm „Räume“ umzubenennen, sondern das muss einzeln auf den Seiten „Gewerke“ und „Räume“ wiederholt werden. Ich würde mir wünschen, dass die Änderungen bildschirmübergreifend wären.

Update: Der Programmierer der App, Gerald Klunker, kontaktierte mich über die Kommentarfunktion dieses Artikels und erklärte mir, dass es sich bei meiner oben genannten Kritik um einen Verständnisfehler meinerseits handelte:

„@Home übernimmt für die Steuerelemente die in der CCU konfigurierten Namen. Jedoch nicht die Namen der Geräte selber, sondern die Namen der Kanäle, die dem Gerät zugeordnet sind. So kann z.B. ein Schaltaktor (Gerät) mehrere Schalter (Kanäle) haben, die dann z.B. das Licht in unterschiedlichen Räumen schalten. Die Namen der Kanäle können ebenfalls in der CCU im Abschnitt Geräte bearbeitet werden. Das das Umbenennen der Kanäle in der App nicht „bildschirmübergreifend“ ist, wurde bewusst so gewählt. So kann z.B. der gleiche Schalter im Raum „Wohnzimmer“ den einfachen Titel „Licht“ haben, unterhalb des Gewerks „Licht“ aber den Namen „Wohnzimmer““, so Gerald Klunker, Entwickler der App „@Home“. Ein weiterer Beweis für die hohe Funktionalität dieser App. Danke für die Erklärung!

Um ehrlich zu sein, stelle ich mir eine Frage: „Warum zur Hölle, lieber HomeMatic-Hersteller eQ-3 AG, kauft ihr nicht diese App auf, oder kauft eine Nutzungserlaubnis und überzeugt durch die Eingliederung noch mehr Kunden von Eurem System?“.

Auf der diesjährigen Entwicklermesse WWDC des kalifornischen Herstellers Apple ging es um die Integration von Hausautomatisierung in das neue mobile Betriebssystem. Andere Hersteller wie Samsung oder Google ziehen wie anfangs erwähnt nach. Interessanterweise nicht mit eigenen Lösungen, sondern mit der Öffnung Ihrer Systeme für Drittanbieter und Hersteller von Heimautomatisierungslösungen. Ich will damit sagen, liebe eQ-3 AG und lieber Gerald Klunker, Euer System ist toll, es hat Potential. Bitte verschlaft nicht den mobilen Aspekt und die Integration in die großen Lösungen. Diese App wäre ein perfekter Einstieg, wenn nicht sogar sofort Marktführer was Funktionalität und Komplexität angeht.

Ich jedenfalls als Kunde, der erst vor einem halben Jahr in das System investiert hat, erhoffe mir, dass es noch jahrelang am Markt vertreten sein wird und in momentan erst aufblühende Meta-Lösungen integriert wird.

Verwendung und Betrieb

Der größte Vorteil den ich durch die Homematic habe, ist der, dass ich bei der Renovierung eines Hauses aus den 60er-Jahren auf das Verlegen und Einstemmen neuer Kabelstrecken verzichten konnte. Unter einer neu vertäfelten Decke waren zwar Stromleitungen vorhanden, diese waren aber nicht schaltbar. Die Nachrüstung von Schaltern und die Einstemmung von Kabeln in eine Klinkerwand waren keine Option. Stattdessen wurden Schaltaktoren unter der Vertäfelung (mit Revisionsklappe) verbaut, die entweder über Weboberfläche, Smartphone-App oder aber durch verknüpfte (Funk-)schalter gesteuert werden.

Das besonders spannende hieran: Einzelne Aktoren können nicht nur über reine Aktionen wie zum Beispiel einen Tastendruck gesteuert werden, sondern auch über sogenannte Programme. Das Programm Kino zum Beispiel könnte im Heimkino folgendermaßen agieren: Prüfung ob Helligkeitswert im Raum überschritten, wenn ja, herunterfahren der Jalousien, Einschalten der Medientechnik, Einschalten der Leinwand und des Beamers.

Programme wiederum lassen sich auch von einem beliebigen, dafür konfiguriertem Schalter starten oder beenden. So sind zum Beispiel auch Wechselschaltungen mit ein wenig Programmieraufwand (Prüfe Zustand, Löse Gegenteil aus) möglich.

Hinterlegung von Bedingungen zur Erstellung einer Wechselschaltung per Funktaster

Bei den Unterputzschaltaktoren sollte man allerdings darauf achten, dass man momentan nur die verwendet, die auf einem Kanal schalten. Aktoren mit mehr als zwei Kanälen bleiben wohl gerne vom Relais aus ab- und zu mal hängen. Ich selber hatte keinerlei solche Probleme.

Ebenfalls zu beachten ist, dass die Aktoren zum Beispiel nach einem Stromausfall im Modus „aus“ sind. Wenn man das weiß, sparrt man sich Panikattacken weil man meint, dass irgendetwas kaputtgegangen sei.

Neben den Unterputzaktoren und Funkschaltern gibt es auch Aktoren, die direkt im Schaltergehäuse untergebracht werden und batterieunabhängig sind. Sie vereinen Taster und Aktor. Diese gibt es als Dimmer und Taster.

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  • Kleiner und kompakter Funk-Schaltaktor zum verdeckten Einbau in Abzweig- und Schalterdosen; Programmierung über CCU2/CCU3
  • Anschlüsse für konventionelle Taster; Bedienung am Gerät mit Hilfe von Tastern möglich.

Die Einbindung der Heizungsanlage mit Hilfe von Stellanlagen für einzelne Heizkörpermodelle erlaubt die Regelung der Raumtemperatur in Abhängigkeit zur herrschenden Raumtemperatur und/oder Uhrzeit, Wochentag, Urlaubszeit, etc. Das spart Energie und ist komfortabel wenn man viele Heizkörper besitzt, die man einzeln anschalten müsse. Einziger Kritikpunkt hier: Von 4 Stellantreiben ist einer nach 3 Wochen kaputt gewesen. An sich funktionieren sie aber ganz gut. Die Überwurfmuttern allerdings muten recht billig an, was dem Plastikmaterial geschuldet ist.

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Verschiedene Sensoren ermöglichen das Bearbeiten von Bedingungen und lassen sich zum Beispiel für Automatiken abhängig von Umgebungsvariablen wie Wetter, Lichtverhältnissen oder Bewegungserkennung, etc. nutzen. So kann zum Beispiel das Heizen nach Ende des Lüftens wieder aufgenommen werden, die Markise vor Wind und Regen geschützt werden, oder die Alarmanlage mit Sirene und Notfallbenachrichtigung direkt nach Bewegungserkennung oder Türöffnen ausgelöst werden.

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