Schottland mit dem Wohnmobil – 1998

Im Sommer 1998 besuchten wir zum ersten Mal Schottland mit dem Wohnmobil. Es war für meine Eltern und mich die erste große Wohnmobilreise überhaupt. Hier findet Ihr das Reisetagebuch mit Fotos und Routeninformationen.

 

Hinweis:
Dieser Beitrag stammt von der ehemaligen Webseite meiner Eltern. Die damals von meinen Eltern geschriebenen Reisetagebücher und Fotos sind für mich bis heute einmalige Erinnerungen an meine ersten Reiseerfahrungen. Die gefahrenen Routen sollten noch heute für Reiseinteressierte von großem Interesse sein. Anhand der Fotos lässt sich das „Damals“ mit dem „Heute“ vergleichen, sei es mit einem Schmunzeln oder einem Schluchzen. Ich bin dankbar für die damaligen Eindrücke und die schöne Zeit.

 

Erste Tour durch Schottland

15.07.1998 – 06.08.1998

 

Inspiriert durch diverse Pilcher-Verfilmungen, den Film Local Hero sowie diverse Bücher entstand der Wunsch, dieses fantastische Land einmal mit eigenen Augen zu sehen. Die Reise mit dem Mobil durchzuführen war nicht nur obligatorisch sondern auch optimal, denn es sollten viele verschiedene Orte besichtigt werden. Da es unser erster Aufenthalt in Großbritannien werden sollte, stellte sich die heikle Frage nach dem Linksfahren. Um es kurz zu machen: Dieses Problem war keins. Nach einer Stunde Fahrt von Newcastle Richtung Borders wurde es zum Normalsten der Welt. Ein wenig Vorsicht und eine Portion Verstand sind an den Kreisverkehren vonnöten. Wieviel Blödsinn haben wir schon auf diversen Internetseiten gelesen, unsere Erfahrungen waren im Straßenverkehr durchweg positiv. Eine Art Kriegszustand wie auf deutschen Straßen die Regel, findet in Großbritannien nicht statt. Die Menschen sind allgemein höflich und zuvorkommend. Kurzes, unschlüssiges am Straßenrand Stehen führt unweigerlich zur Frage „Can I help you ?“ Gesprächsbereitschaft haben wir sehr häufig angetroffen. Wir wollen hier nicht zuviel vorwegnehmen. Also Bon Voyage.

 

Am Mittwoch, dem 15.07.1998 ging es über die A30 Richtung Amsterdam. Das Wetter war gut, die Autobahnen frei und so waren wir gegen 13:45 Uhr schon am DFDS Anleger. Kein Problem, lieber etwas eher am Anleger, als dem Schiff hinterher sehen. Um 18:00 Uhr waren dann alle an Bord, die Kabinen zugewiesen und die Admiral of Scandinavia legte in Amsterdam Ijmuiden ab, mit dem Ziel Newcastle. Verschiedene Restaurants an Bord standen zur Auswahl, es war für jeden Geschmack etwas dabei. Wir ließen uns den „Wok of the Day“ schmecken. Mit der Kabine hatten wir besonderes Glück, sie lag direkt unter der Kommandobrücke mit dem Blick über das Vorschiff.

 

  

 

 

Am nächsten Morgen ging es zunächst einmal an Deck, denn die Küste Großbritanniens lag schon Backbord querab. Nach einem ausgiebigen Frühstück räumten wir die Kabine und begaben uns zum Fahrzeug alles -just in Time- und ohne Hektik. Die Bugtore öffneten sich und um 10.00 Uhr lag Newcastle vor uns.

  

 

Wir fuhren Richtung Norden aus der Stadt, an Bamburgh-Castle vorbei in Richtung schottische Grenze. Unser erster Platz war dann Tantallon Park nahe North Berwick. Ein weiträumiger Platz mit einer schönen Aussicht auf den Firth of Forth. Keine tausend Meter vor der Küste liegt die Vogelinsel Bass Rock, ein Paradies für die Basstölpel. Hier waren wir nun auf unserem ersten Campingplatz in Schottland. Die Verständigung machte keine Probleme, alle Einrichtungen waren sehr modern und der Blick über das Meer war beeindruckend, sowohl am Tag mehr aber noch bei Nacht. Die Großschifffahrt direkt vor dem Fenster und auch diverse Leuchtfeuer zogen die Aufmerksamkeit auf sich.

 

 

              

 

 

Der Freitag führte uns nach Edinburgh Castle. Burgen, Schlösser und Museen sind in ganz Großbritannien reichlich vorhanden. Die Eintrittspreise sind oft genauso atemberaubend wie das zu Besichtigende. Wir hatten den Tipp eines Freundes bekommen, uns möglichst schnell ein Explorer Ticket zu kaufen, denn damit halbierten sich alle weiteren Eintrittspreise für Sehenswürdigkeiten, die zum Zusammenschluss von Historic Scotland gehören . In Schottland ist es das Explorer Ticket, mit dem sich Geld sparen lässt, in Südengland erreicht man das Gleiche mit einer Jahresmitgliedschaft im National Trust. Aber zurück zu Edinburgh und seinem Castle. Wir trauten uns mitten in die Stadt und bekamen prompt einen Parkplatz unterhalb der Burg. Das Gerüst am rechten Bildrand war schon die Vorbereitung für das alljährliche Edinburgh Tatoo, das immer Ende August stattfindet. Die Burg wurde auf einem vulkanischen Felsen gebaut und beherrscht das Stadtbild von Edinburgh, sie war Residenz der schottischen Könige und Königinnen. Die Abmessungen und die zahlreichen Gebäude innerhalb der Befestigung sind auch heute noch beeindruckend.

 

 

 

Am Nachmittag mischten wir munter im Feierabendverkehr mit und folgten zunächst der Küste nach St. Andrews und Dundee. Danach wandten wir uns landeinwärts und landeten am Abend beim Faskally Caravan Park in der Nähe von Blair Atholl und Pitlochry, dem Tor zu den Highlands.

 

 

 

Am Samstag starteten wir ziemlich früh und waren noch vor den Touristenbussen am „Queen’s View“. Die Ruhe an diesem Aussichtspunkt war wirklich gewöhnungsbedürftig. Auf der gegenüberliegenden Seite des Loch Tummel weideten Schafe, die wir nur als kleine weiße Punkte erkennen konnten.

 

 

Dieser erste Eindruck von den Highlands war schon überraschend schön. Als nächstes stand Pitlochry auf unserer Besuchsliste. Wir erkundeten den Ort zu Fuß, aßen zu Mittag und kauften Brot und Kuchen ein. Wir wunderten uns schon, warum uns etliche Einwohner in historischen Kostümen über den Weg liefen, aber als dann der gesamte Verkehr gestoppt wurde, konnten wir den Trachten- und Musikumzug eines Volksfestes aus der ersten Reihe beobachten.

 

 

 

 

Quer durch die Highlands ging es dann am Wintersportgebiet des Glenskee vorbei bis nach Balmoral, den Royals einen Besuch abzustatten. Zum Glück war niemand dort, und so durften wir ein paar Pfund bezahlen, damit unseren Teil zum Unterhalt der königlichen Schlösser beitragen, und durch den Park und die freigegebenen Gebäude schlendern.

 

 

 

 

Vor dem Dunkelwerden schafften wir es noch bis Alford, und fanden im Schloßpark des Haughton House einen wunderbaren Campingplatz unter alten Bäumen vor. Ein Fußweg ging bis an den River Don und dort konnte man dem ausgeschilderten Trimmpfad folgen. Faszinierender für uns war das alte Icehouse. Wir hatten beide kurz zuvor Minette Walters „Im Eishaus“ gelesen und bekamen so eine viel bessere Vorstellung von der Romanhandlung und ich muss gestehen – auch ein bisschen Gänsehaut….

 

 

Am Sonntag, dem 19.7.1998 ging es erst nach Huntly, wir besuchten die dortige Falknerei und die kräftigeren Zuschauer durften bei der Flugschau der Falken und Adler sogar mal die Landung eines Seeadlers auf der eigenen Hand erleben. Auch Ralf gehörte zu den Glücklichen und war erstaunt, wieviel Kraft so ein Tier hat und wieviel Gewicht es bei der Landung mitbringt. Nachmittags wandten wir uns wieder der Küste zu und kamen in Fraserburgh wieder an die Nordsee. Das dortige Lighthouse Museum gab einen tollen Einblick in die Technik der Lichtquellen und Optiken. Die Führung im alten Leuchtturm war hochinteressant und sogar Daniel, mit 10 Jahren eigentlich noch sehr jung, war wirklich interessiert und wollte alles übersetzt bekommen, was mehr oder weniger gelang. Das angrenzende Heimatmuseum war sehr liebevoll ausgestattet und man konnte merken, dass die ganze Gemeinde gern daran mitarbeitet. Im zweiten Weltkrieg wurde Fraserburgh „Little London“ genannt, weil es als Schutzhafen für die Orkney Inseln stark bombardiert wurde. Ein großer Teil der Ausstellung drehte sich um diese Zeit. Als Deutsche fühlten wir uns irgendwie fehl am Platz, aber die Leiterin des Museums erklärte uns, dass wir in einer Zeit des zusammenwachsenden Europas diese beiderseitigen „unguten Gefühle“ nach all den Jahren aufgeben sollten. Die Ausstellung solle die Geschichte des Ortes in den verschiedensten Epochen darstellen und keine Anklage führen. 

 

 

Wir hatten jetzt eigentlich den östlichsten Zipfel Schottlands erreicht und mussten uns nun Richtung Westen wenden. An der Strecke liegt Pennan, wo der Film „Local Hero“ gedreht wurde, doch die Zufahrt war so eng und zugeparkt – in Schottland ist samstagabends Kirche – dass wir einfach nicht zum Hafen hinunter kamen. Bei der Weiterfahrt machten wir dann zum ersten Mal Bekanntschaft mit Passingplaces – Ausweichstellen – bei einspuriger Straßenführung und dem irren Auf und Ab der Straßen vom Hochplateau in kleine Flusstäler. Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen und wir bekamen einen Eindruck vom schottischen Landregen. Den Tag beschlossen wir auf einem kleinen Campingplatz direkt am Meer in Portsoy nahe Banff.

 

 

Am nächsten Tag widmeten wir uns der Speyside. In diesem Gebiet gibt es etliche bekannte Whisky Destillerien. Gemeinsam haben alle die Verarbeitung des klaren frischen Felsquellwassers aus dieser Region. Wir besichtigten zuerst Glen Grant und den dazugehörigen Garten des alten Major Grant. Dort hatten wir Glück, dass Daniel ziemlich groß für sein Alter war, sonst hätte er nicht in die Brennerei gedurft. Aus den Gärbottichen entweicht Gas und sammelt sich auf dem Fußboden bis etwa 1 m Höhe an, kleine Kinder können bei dieser Konzentration leicht ohnmächtig werden. Die nette Dame, die uns durch die Brennerei führte, erklärte uns auch den Begriff des „Angel Dust“, der früher die Zollbeamten zu den Schwarzbrennern führte. Nach der Gärung wird die flüssige Maische, Wash genannt, zweimal destilliert und der reine mittlere Teil der Destillation enthält ca. 65 % Alkohol und wird in Eichenfässer umgefüllt um zu reifen. Diese Fässer wurden von den Schwarzbrennern natürlich heimlich gelagert, aber der entweichende Alkohol bildet an den grauen Feldsteinmauern der Häuser oder Scheunen einen schwarzen Schimmelpilz aus. Die Zollbeamten brauchten dann eigentlich nur die Gebäude nach schwarzen Schimmelflecken abzusuchen, um heimliche Whiskylager zu finden. Als zweite Destillerie besuchten wir Cardhu, die einzige Brennerei, die von einer Frau gegründet wurde. Uns wurde erzählt, dass der Mann wohl nicht genug Wagemut hatte, den Whisky schwarz zu brennen, so dass seine Ehefrau dies kurzerhand hinter seinem Rücken tat. Später wurde die Brennerei legal betrieben und heute hat Cardhu Whisky wegen der mindestens 12 jährigen Lagerzeit großen Erfolg.

Am Abend des 20.07.1998 erreichten wir Inverness, fuhren durch die Stadt und fanden im Westen den Campingplatz Torvean direkt am Caledonian Canal. Wir blieben 2 Tage dort, sahen uns zu Fuß die Stadt an, flanierten durch die Fußgängerzone und sahen zum ersten Mal eine Kamera-Überwachung der gesamten Innenstadt. Anschließend kauften wir im Supermarkt ein und waren erstaunt über den Service, der vom Beladen des Einkaufswagens für ältere Kunden, Beratung zu einzelnen Artikeln und zum Schluss Einpacken in Einkaufstüten reichte. Dies war übrigens kein Einzelfall, auch bei späteren Einkaufstouren, egal ob in Schottland oder Südengland, war dieser Service immer Standard. Nur zum Wohnmobil am anderen Ende der Stadt mussten wir unsere Tüten selbst schleppen, da stimmte irgendwie unsere eigene Logistik nicht ganz.

Abends tauschten wir auf dem Campingplatz unsere Erfahrungen mit anderen Wohnmobilfahrern aus und erhielten noch einige nützliche Tipps, was weiter im Norden besuchenswert sei. Daniel spielte mit anderen Kindern Fußball und irgendwie verständigten sie sich so ziemlich ohne Worte.

 

   

 

   

 

Am Mittwoch brachen wir – für uns früh – schon um 9.00 Uhr auf. Wir machen grundsätzlich keine große Planung über die täglichen Etappen, wir legen nur in etwa die Richtung fest in die es gehen soll. Dieser Tag sollte mit 10 Stunden sehr lang werden. Wir folgten wieder der Küstenlinie bis zum nördlichsten Punkt Schottlands, nämlich John O‘ Groats. Unterwegs machten wir in Dornoch halt und nutzten die kleine Pause, um uns die Kirche anzusehen. Dabei erfuhren wir, dass Prinz Charles zur Einweihung der sehr schönen Kirchenfenster anwesend war. Es gab eine Webstube, in der echte Schottische Kiltstoffe gewebt und verkauft wurden. Und das alte Gefängnis war zum Museum umgebaut worden.

 

 

 

Als nächstes lag Dunrobin Castle an unserem Weg und wir machten eine Schloss- und Gartenbesichtigung. Im Schloss waren gesammelte Werke aus der Kolonialzeit ausgestellt, von ausgestopften Tigerköpfen über Schmetterlinge, Porzellan und Silbergeschirr bis zu indischen Möbeln. Sehr vielseitig das Ganze und ungewöhnlich.

 

 

 

Jetzt folgten fast nur noch Single Track Roads mit Passingplaces. Wir waren im hohen Norden angekommen. Ortschaften gab es nur noch alle 20 bis 30 km, dazwischen nur vereinzelte Gehöfte und natürlich freilaufende Schafe, die ganz schön dickfällig sind und nicht unbedingt Platz machen.  Eins haben wir auf diesen Strecken gelernt, man muss nicht immer auf seiner Vorfahrt beharren, man kann auch ganz freundlich am Passingplace warten und erst den Gegenverkehr vorbeilassen, Lohn dafür ist immer ein freundliches Winken. Im Laufe des nachmittags verschlechterte sich das Wetter und das nordöstlichste Hotel Schottlands das „John O‘ Groats“ und dahinter die Orkney Inseln lagen unter einer dichten Wolkendecke.

 

 

 

 

Der Abstecher nach Dunnet Head mit seinem Leuchtturm lohnte sich durchaus. Unseren Plan, uns irgendwo mitten in der Landschaft auf einen Parkplatz zu stellen, gaben wir dann auf. Abseits der geschotterten „Straßen“ war das Gelände moorig und ziemlich unwegsam. Wir ließen es lieber nicht drauf ankommen, weit und breit war auch kein Trecker zu sehen, der uns notfalls hätte helfen können.

 

 

 

 

Den Tag beschlossen wir nach 270 km in Scrabster und hatten vom Campingplatz einen tollen Ausblick hinüber nach Dunnet Head. Es hatte in der Zwischenzeit stark geregnet und wir suchten uns einen halbwegs festen Platz für unser Wohnmobil. Andere Urlaubskollegen stellten sich etwas ungeschickter an und versanken prompt im sumpfigen Rasen, da half auch kein Schieben mehr, das Wohnmobil musste mit einem Jeep wieder auf festen Grund geschleppt werden. Im Laufe der Nacht und am Morgen regnete es wieder heftig und unsere Nachbarn in ihrem kleinen 2-Mann-Zelt wärmten sich Ihre Hände an ihrem Spirituskocher und den  Kaffeetassen.

 

Bei Regen und Nebel ging dann am 23.07.1998 Richtung Westen entlang der Küste. Wir kamen an Sandstränden vorbei, die auch gut in südlichere Gefilde gepasst hätten. Loch Eribol kostete uns etliche Kilometer, zuerst landeinwärts und dann wieder Richtung Meer, aber es gab nun einmal keine Fähre um den Weg abzukürzen.

 

 

 

Unser Weg führte auch an Smoo Cave vorbei. Hier hatte man die Gelegenheit, mit einem kleinen Bötchen in diese natürliche, von den Gezeiten geformte Höhle zu fahren. Aber wir nahmen diese Gelegenheit – leider – nicht wahr.

 

 

 

 

 

Ab Durness hielten wir uns etwas im Inland und ließen Cape Wrath nördlich liegen. Nachmittags kamen wir in Scourie auf dem dortigen Campingplatz an, und wie war das Wetter ?  Natürlich guter schottischer Landregen. Er war so stark, dass sogar unsere Satellitenschüssel streikte. Nur noch graue Fische auf der Mattscheibe. Auch das Handy verweigerte den Dienst – wir waren schließlich fast am Ende der Welt. Da aber der vereinbarte Telefontermin mit zu Hause war, blieb uns nichts anderes übrig als gewappnet mit Regenjacke und jeder Menge Kleingeld das Restaurant auf dem Platz aufzusuchen und von dort aus zu telefonieren. Wir waren jetzt 9 Tage unterwegs, hatten schon gut 1.700 km geschafft und sagenhafte Eindrücke „gespeichert“. Hier im äußersten Norden haben wir übrigens den damals teuersten Diesel überhaupt getankt: 0,78 £ =  2,34 DM pro Liter, zu Hause hatten wir noch 1,10 DM bezahlt. Heute ist der Unterschied gar nicht mehr so erschreckend, aber nicht weil in Großbritannien die Dieselpreise gesenkt wurden.

 

 

Am folgenden Freitag fuhren wir ein Stück zurück. Wir hatten einen Flyer gefunden, dass von Tarbet aus Bootsfahrten zur Vogelinsel Handa Island stattfanden. Daniel wollte doch unbedingt mal einen Puffin – Papageientaucher – in echt sehen. Also setzten Ralf und Daniel mit dem Landungsboot nach Handa über. Die Insel ist unbewohnt und hat nur eine Schutzhütte für die Ornithologen. Es gab dort wohl auch tausende von Seevögeln die in den Klippen brüteten, aber ohne Fernglas – wir waren eben noch keine Profis – konnte man nicht unbedingt erkennen, um welche Arten es sich handelte. Die beiden hatten Glück, als sie von der Klippe zurück waren und bei der Schutzhütte auf das Boot warteten, gab es mal wieder – Regen. Mutter hatte in der Zwischenzeit schon die Heizung angeworfen, trockene Sachen zurechtgelegt und Kaffe und heiße Suppe gemacht. Was für eine Enttäuschung, als die beiden vollkommen trocken zurückkamen. Will man einmal was ganz tolles machen……

 

 

 

 

Dann ging es über Ullapool zurück nach Inverness. Das nachfolgende Bild der Fall´s of Measach gibt nicht annähernd die Größen- und Höhen verhältnisse wieder, die schwankende Hängebrücke rief ein ziemlich mulmiges Gefühl im Magen hervor.

 

 

Je weiter südlich wir kamen, desto besser wurde das Wetter. Unterwegs besuchten wir noch einen Shop, der heimische Handwerksarbeiten verkaufte, als Trost für Daniel kauften wir ihm einen Kalender mit Fotos von Puffins, den er jahrelang in Ehren gehalten hat. Zurück in Inverness gab es erst mal was zu essen und anschließend gingen wir abends noch einmal zu Fuß in die Stadt.

 

Am 25.7.1998 ging es zunächst am Caledonian Canal entlang und wir schauten bei Nessie vorbei. In Drumnadrochit gibt es das „Offizielle Loch Ness Ungeheuer Ausstellungs Center“ – naja – am niedlichsten waren die vielen Stoff-Nessies die es zu kaufen gab. Eins haben wir beim Besuch der verschiedensten Museen unserer britischen Nachbarn gelernt, der Rundgang endet immer im Shop.

 

 

 

 

In Invergarry verließen wir den Caledonian Canal und fuhren am Loch Garry in Richtung Norden über Shiel Bridge zur Isle of Skye, unterwegs besichtigten wir Eileandonan Castle, dort wurde der Highlander gedreht. Das Castle wurde erst ab 1960 wieder eingerichtet, entsprechend ist das Inventar zusammengewürfelt. Aber das Gemäuer an sich und der Ausblick auf den Meeresarm waren sehr schön und wildromantisch. Es war natürlich Ebbe als wir ankamen und es lagen Berge von Seetang auf den Felsen in der Bucht.

 

 

 

 

Die Isle of Skye erreichten wir über Skybridge und mussten Brückenzoll von 16,- DM zahlen. Wir fuhren Richtung Norden an der Ostküste der Insel entlang und der Norden und  natürlich auch der Regen hatten uns wieder. Aber trotz aller Nässe und Nebel, die Landschaft dort ist atemberaubend und vielleicht gehört auch das Wetter einfach dazu. An den Steilküsten sahen wir von oben auf die fliegenden Möwen und sie sahen aus wie Insekten. In Staffin machten wir Station und nachdem wir schon gegessen hatten, klopfte ein Angler an die Tür und erklärte uns, sie hätten „Fishcompetition“ gehabt und dort drüben lägen jede Menge Fische. Jeder könne sich holen, soviel er wolle. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, der Fisch war wirklich super frisch und schmeckte hervorragend.

 

Sonntags machten wir eine Rundfahrt auf Skye, Wetter wie gehabt, und wandten uns dann wieder dem Süden zu. In Invergarry kamen wir zurück an den Caledonian Canal und fuhren bis Fort William. Auf dem letzten Stück verließen wir die Hauptstraße und fuhren eine absolute Nebenstrecke. Die Warnschilder „Caution Pheasants“ sagten uns nichts und wir mussten erst unser Wörterbuch zur Hilfe nehmen – es handelte sich also nicht um große Tiere, sondern um Fasanen. In Fort William fanden wir am Fuß des Ben Nevis einen netten Campingplatz, in der Nähe war sogar ein Lokal, in dem wir Abendessen konnten. Der Ben Nevis versteckte sich in Wolken und Nebel und gab diese Tarnung auch am nächsten Tag nicht auf.. Wir besichtigten Fort William und durchstöberten die Läden, wir fanden viel Interessantes, Kilts, Mützen, Matchbox- und Corgy-Autos, einen Laden nur für Post- und Glückwünschkarten und natürlich Süßigkeitenläden.

 

 

 

Durchs Glencoe, wo einst große Clankriege stattfanden, ging es im Landesinneren Richtung Loch Lomond. Stilecht spielte an einem Parkplatz ein Dudelsackspieler. Das hatte schon was. Am Loch Lomond in Balloch kamen wir zu spät an, sonst hätten wir noch eine Bootsrundfahrt machen können. Aber so beschränkten wir uns aufs Spazierengehen am See.

 

 

 

 

Der Weg führte uns am Dienstag, dem 28.07.1998  zuerst nach Dumbarton Castle. Wir besichtigten das Gemäuer, in dem Maria Stuart die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte. Wir streiften anschließend die Randgebiete Glasgow’s und fuhren dann wieder entlang der Westküste nach Süden. Wir hatten jetzt etwa die Höhe Newcastle erreicht, nur eben auf der anderen Seite der Insel. Am Abend erreichten wir den Cairnryan Caravan Park. Die Stellplätze waren an einem Hang angelegt und auf der anderen Straßenseite war das Fährterminal nach Belfast und Larne in Nordirland. Unsere Idee, dass man im Terminal vielleicht mal rumbummeln, einen Kaffeetrinken und den Schiffen beim Ablegen zusehen könnte, war ein wenig weltfremd. Das ganze Gelände war mit Stacheldraht eingezäunt und jeder PKW, der dort hinein wollte, wurde unter den wachsamen Augen bewaffneter Soldaten genauestens untersucht.

 

Wir verbrachten dennoch eine ruhige Nacht auf dem Platz und am folgenden Mittwoch ging es ostwärts durch Dumfries und Lockerbie nach Gretna Green. Den Rummel wollten wir uns doch nicht entgehen lassen und tatsächlich fand auch eine Hochzeit statt, allerdings nicht eine unvorbereitete Eiltrauung, das war schon alles durchgeplant, von der weißen Limousine bis zu den Brautführern und anderen Gästen. Nun hatten wir Schottland hinter uns gelassen und wir waren plötzlich im National Park „Lake District“ in England angekommen. Die Landschaft  ist übrigens eine Miniaturausgabe von Schottland. Man findet dort alles: Seen, unbewaldete Hügel, Steinkreise und Heideflächen, im ganzen ist es etwas grüner. Die Orte wie Penrith und Keswick waren liebevoll herausgeputzt und unser abendlicher Stellplatz in Braithwaite zeigte einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Hügelketten. Wir folgten keinem festen Plan und so ließen wir uns von dem überraschen, was am Weg lag. Am nächsten Morgen besuchten wir Keswick und fanden zu unserem Erstaunen in einem Kirchengebäude mit herrlichen Buntglasfenstern den örtlichen Immobilienmakler, das war schon sehr bemerkenswert. Castle Rigg war unser nächstes Ziel, der Steinkreis war gut erhalten und das Wetter wurde mal wieder „schottisch“.

 

 

 

Am Nachmittag landeten wir wieder an der Küste in Ravenglass und fanden dort eine Schmalspur-Museumseisenbahn. Wir fuhren mit bis Eskdale und nach einem kurzen Aufenthalt wieder zurück nach Ravenglass. Die Lokomotiven waren prima in Schuss und auf Hochglanz poliert, es war ein herrlicher Trip, den wir so gar nicht erwartet hatten. Auch das Wetter war uns wieder zugetan und wir machten die Fahrt bei herrlichem Sonnenschein.

 

 

Unser Weg führte uns noch an Sellafield vorbei bis Silloth, dort liefen in dem kleinen Badeort Pferde frei herum. Der dortige Campingplatz Stanwix hatte allen Komfort zu bieten und wir nutzten das Angebot an Waschmaschinen und Trocknern.

 

Wir hatten jetzt noch 4 Tage vor uns und es wurde Zeit, wieder Richtung Ostküste zu fahren. Wir fuhren entlang des Hadrians Wall und bei Greenhead fanden wir auch einen Teil, allerdings waren wir enttäuscht. Der Wall war ca. 80 cm bis 1 m hoch und unterschied sich eigentlich durch nichts von den umliegenden Begrenzungsmauern der Weiden und Felder. Was uns noch auffiel, die meisten Garagen in der Nähe waren aus ähnlichen Steinen gebaut, wie dieser ehemalige Schutzwall der Römer gegen die Schotten. Wir kamen viel schneller voran als gedacht und so waren wir schon mittags kurz vor Newcastle. Wir beschlossen kurzfristig, nochmal einen Abstecher in die Borders, also in das Grenzland zwischen England und Schottland zu machen. An dieser Strecke lagen etliche Ruinen von Kathedralen und Abteien.

 

 

 

Wir besichtigten Jedburgh Abbey, fuhren durch Hawick und Galashiels nach Melrose und bevor wir uns recht versahen, waren wir wieder in North Berwick, unserem ersten Campinglatz bei der Ankunft. Der Tag war anstrengend, immerhin hatten wir 328 km hinter uns. Zur Entspannung spielten Ralf und Daniel erstmal Fußball und wir beschlossen, den nächsten Tag ganz ruhig und ohne große Fahrtstrecken in der näheren Umgebung zu verbringen.

 

Am Samstag, dem 1.8.1998 besuchten wir zuerst einen Gartenmarkt mit angeschlossenem Schmetterlingspark, dann stand das Museum of Flight in East Fortune auf unserem Programm.  Alles war sehr interessant, aber als wir frühzeitig zum Campingplatz zurückwollten, war auf der Strecke ein schwerer Unfall passiert und die Polizei hatte die ganze Straße gesperrt. Der nette „Bobby“, der die Umleitung regelte, empfahl uns, doch noch mal nach North Berwick zu fahren und dort ca. 2 Stunden zu vertrödeln, dann wäre die Straße wohl wieder freigegeben. Wir gingen also noch in North Berwick spazieren und erfuhren von angebrachten Infotafeln, dass von der alten Kapelle auf Bass Rock ein unterirdischer Gang bis zum Dorf führte. In der Pizzeria „Bella Italia“ gönnten wir uns eine Pizza und eine Flasche Wein – Ralf natürlich nur Wasser – von wegen noch Autofahren.

 

                 

 

 

Am kommenden Sonntag wandten wir uns in südlicher Richtung nach Newcastle. Wir wollten uns nach einem weiteren Campingplatz für die Nacht umsehen, fanden aber nicht recht etwas, was uns gefiel. Trotzdem hielt der Tag noch eine tolle Überraschung für uns bereit, auf dem Weg nach Holy Island mussten wir an einem Bahnübergang anhalten, und welcher Zug kam vorbei ? Der Royal Scotsman, Eisenbahnfreunden bestimmt ein Begriff. Wir waren so verblüfft, dass keiner auch nur daran dachte, ein Bild zu schießen.

 

Bei Creswell fanden wir einen Platz im Holiday Park Cresswell Towers. Die Bucht, der breite Sandstand und das kleine Cafe´ waren schon toll, aber unsere Platznachbarn waren so eine Sorte für sich……

 

 

Für Montag Abend war die Rückfähre gebucht und so machten wir uns langsam auf den Weg nach Newcastle. Das Sea Life Center in Tynemouth lag am Weg und wir verbrachten dort 2 Stunden. Dann kamen wir in Newcastle an und die Royal Kais boten noch einmal die Gelegenheit, etwas Zeit zu verbringen und in Geschäften zu stöbern. Um 16.30 Uhr ging es dann auf die Fähre, es war wieder  die Admiral of Scandinavia, diesmal hatten wir eine frisch renovierte Kabine ohne Quietschgeräusche, dafür aber auch nur mit Ausblick zur Seite.

 

 

Abends zogen die Bohrinseln in der Nordsee wie an einer Perlenkette an uns vorbei, der Seegang war auch ganz beachtlich, und am nächsten Morgen schmeckte nur den beiden Jungs das Frühstück, Mama begnügte sich mit einer Tasse Kaffee. Um 9.30 Uhr kamen wir in Ijmuiden an und wir schlossen diese Fahrt in Ostfriesland in Bensersiel und Neuharlingersiel ab – erst da wurde uns bewusst, was für tolle und weiträumige Campingplätze wir doch in Schottland gefunden hatten.