Cheatsheet: Grundlagen der Astro- und Timelapsefotografie

In diesem Beitrag schreibe ich über meine Grundeinstellungen und Vorgehensweisen bei der Astrofotografie und der Erstellung von Timelapse-Szenen. Dieser Beitrag war ursprünglich mein eigener Notizzettel für Fotografien von Sternen oder der Milchstrasse.

Grundlagen

Bei der Fotografie von Sternen oder der Milchstrasse haben wir nur wenig Licht zur Verfügung. Dementsprechend müssen wir sehr lange belichten. Das Problem dabei ist, dass wir nicht unendlich lange belichten können, da die Sterne dann nicht mehr als Punkte, sondern als  Linien erscheinen würden, schließlich „bewegen“ sie sich ja die ganze Zeit.

Aufgrund der Erdrotation kann man sagen, dass alle Aufnahmen von Sternen dann als Linie erscheinen, wenn die Aufnahme länger als 25 Sekunden dauert.

Die Kunst liegt also darin die Kamera so einzustellen, dass wir in unter 25 Sekunden so viel Licht wie nur möglich einfangen.  Damit das klappt,  können wir mit der ISO-Einstellung nachhelfen. Ein hoher ISO-Wert sorgt dafür, dass wir kürzer belichten müssen, gleichzeitig sorgt ein höherer ISO-Wert für höheres Bildrauschen. 

Im Grunde kann man sagen, Astrofotografie ist das ständige Suchen und Optimieren von Kompromissen. Das ist Fotografie generell, nur fällt das wohl nirgends so gravierend auf wie bei der Astrofotografie.

Wie sehr ein Bild bei welchen Einstellungen rauscht oder wieviel Licht in welcher Zeit in das Objektiv einfällt, ist immer stark abhängig von der verwendeten Hardware. Dieser Beitrag ist daher kein Patentrezept für gelungene Fotos. Vielmehr ist er eine Anleitung für die Grundeinstellung Eures Setups, von welchem aus Ihr dann Eure Ausrüstung so einstellen könnt, dass bei Euch gute Bilder entstehen.

Einzelaufnahme vs. Timelapse-Reihenaufnahmen

Den Nachthimmel mit einer Aufnahme zu fotografieren ist einfach: Aufstellen, zielen, aufnehmen, Einstellungen optimieren, wiederholen, bis das Ergebnis unseren Vorstellungen entspricht.

Das Erstellen von Timelapse-Filmen ist schwieriger und befreit uns nicht von den vorherigen Schritten. Wir benötigen zudem einen Timer-Auslöser der uns hilft, die Kamera in bestimmten Intervallen auszulösen.

Die Aufnahme von Zeitraffer-Szenen wird noch komplexer, wenn wir sie bei wechselnden Lichtverhältnissen aufnehmen, z. B. von der Nacht ins Tageslicht. Hierbei müssen wir eventuell während der Aufnahme Einstellungen ändern, um zu verhindern, dass das Bild über- oder unterbelichtet wird.

Welches Objektiv eignet sich?

Für die Astrofotografie nutzen wir sehr lichtstarke Objektive, welche mit einer möglichst großen Blendenöffnung möglichst viel Licht reinlassen.

Mein Lieblingsobjektiv an der DX (APS-C) Kamera war immer das Sigma 18-35mm 1.8 Art *.
An meiner Vollformat Nikon Z6II * nutze ich das Nikon Nikkor Z 20mm 1.8 *.

Bei beiden Objektiven handelt es sich aufgrund der Brennweite um Weitwinkelobjektive, welche in der Lage sind mit ihrem Sichtfeld einen Großteil des Himmels und/oder der Umgebung mit einzufangen.

Der richtige Blendenwert

Da wir, wie zuvor beschrieben, möglichst viel Licht reinlassen wollen, macht es nur Sinn, mit diesen lichtstarken Objektiven mit nahezu Offenblende zu arbeiten. Also Blende soweit auf, wie es geht. 

In speziellen Situationen, wenn zum Beispiel Landschaft in den Bildecken noch schärfer abgebildet werden soll, macht es Sinn , die Blende um ein bis zwei Stufen zu verringern. Das geht dann natürlich zu Lasten der Belichtungszeit.

Den Fokus richtig setzen

Wir sollten auf die Sterne fokussieren. Dazu nutzen wir Live-View, zoomen dann einen der hellsten und im Bildausschnitt zentralsten Sterne heran und fokussieren diesen manuell. Der Autofokus bleibt aus.

Welchen Weißabgleich soll ich verwenden?

Ich nutze den Weißabgleich für den bewölkten Himmel. Die Anpassung nehme ich später in der Nachbearbeitung vor. Wichtig ist, dass der Weißabgleich nicht während der Aufnahmen von der Kamera durch eine Automatik hin- und hergeschaltet wird. Daher manueller Weißabgleich auf relativ ausgewogene Farbtemperatur.

Mit dem richtigen Weißabgleich offenbaren sich die Tiefen der Milchstraße besonders eindrucksvoll.
Mit dem richtigen Weißabgleich offenbaren sich die Tiefen der Milchstraße besonders eindrucksvoll.

RAW oder JPEG?

Du fotografierst in JPEG? Bitte such Dir ein anderes Hobby.

Anzahl der Aufnahmen, Intervall und Dauer

Die Erde dreht sich permanent unter dem Sternenhimmel, daher dürfen unsere Aufnahmen nicht zu lange dauern, da die Sterne sonst nicht mehr als Punkte, sondern als Linien aufgezeichnet werden. 25 Sekunden sind ein guter Start-Wert, da die Sterne bis zu diesem Wert noch nicht zu Linien verwischen. Weniger Belichtungszeit ist aber besser, da das Bild dann schärfer erscheint. Wer also mit seiner Kamera bei höherem ISO-WErt mit nur 20-Sekunden auskommt, ohne dass die höhere ISO-Einstellung zu zu viel Bildrauschen führt, der kann sich freuen.

Zeitrafferfotografie ist zeitaufwändig. Aus einer 3-Stunden-Fotografie-Aktion entstehen später 12-Sekunden Zeitraffervideo – gerade mal genug für eine kurze Einblendung in einer Reisereportage.

Doch wie viele Aufnahmen brauchen wir eigentlich, damit sich später ein flüssiger Zeitraffer ergibt?

Ich erstelle die meisten meiner Videos in 30p, also mit 30 Frames/Bildern pro Sekunde.  In dieser Framerate werden auch TV-Sendungen produziert. Bewegungen werden hier sehr flüssig dargestellt. Somit brauche ich pro Sekunde Film 30 Bilder.

Manch einer erstellt seine Videos auch mit 24p, wie im Kino. Ich nicht, denn die ganze Rechnerei mit 30p ist angenehmer und einfacher, außerdem produzieren die meisten meiner restlichen Kameras 30p und daher möchte ich hier keine Ausnahme machen.

Logischerweise kann das Intervall zwischen den Aufnahmen nicht kleiner sein als die Belichtungszeit einer einzelnen Aufnahme. Die Kamera benötigt noch etwas Zeit um die einzelne Aufnahme auch abzuschließen und final auf der Speicherkarte abzulegen. Hat sie dafür nicht genug Zeit nach einer Aufnahme, landen die Aufnahmen der Kamera im Zwischenspeicher, dem sogenannten Buffer, und werden dann erst verspätet auf die Speicherkarte geschrieben. Im schlimmsten Fall wird das Aufnahmeintervall dann irgendwann wegen Speicherrückstau unterbrochen oder Aufnahmen werden verworfen.

Damit das nicht passiert, sollten wir schnelle Speicherkarten verwenden und außerdem das Intervall groß genug gestalten, als dass die Kamera zwischen zwei Aufnahmen bequem speichern kann. Als Speicherkarten verwende ich entweder ExtremePro SD-Karten von SanDisk * oder die noch wesentlich schnelleren CFExpress-Karten von SanDisk *.

Als Interval zwischen Aufnahmen nutze ich 30 Sekunden. Sowohl Belichtungen von 25 Sekunden oder 20 Sekunden passen in dieses Intervall und lassen der Kamera ausreichend Speicher-Zeit.

  • Somit erstelle ich mit diesen Einstellungen innerhalb einer Stunde 120 Aufnahmen, das reicht für 4 Sekunden 30p-Film. Als Einspieler zu kurz.
  • Mit diesen Einstellungen erstelle ich innerhalb von zwei Stunden 240 Aufnahmen, das reicht für 8 Sekunden 30p-Film. Eventuell schon ausreichend für einen Einspieler.
  • Mit diesen Einstellungen erstelle ich innerhalb von drei Stunden 360 Aufnahmen, das reicht für 12 Sekunden 30p-Film. Damit lässt sich bedingungslos arbeiten.

Meine Fotoausstattung

Nikon Z6 II spiegellose Vollformatkamera: https://geni.us/vF5K4Nk *
Nikon D500 Spiegelreflex im DX-Format: https://geni.us/QpwK *
Weitwinkel für Astrofotografie: https://geni.us/PIPEGEB *
Weitwinkel für Astrofotgografie an der DX-Kamera: https://geni.us/rnztt4N *
Reisestativ: https://geni.us/fVJfG *
Großes Stativ: https://geni.us/lXGgv *
Immerdrauf-Objektiv: https://geni.us/XIbn *
SD-Speicherkarten: https://geni.us/YWhyWuG *
CFExpress-Speicherkarten: https://geni.us/QNYEy4J *
Fernauslöser mit Intervaltimer: https://geni.us/eRSAm *

* Alle vorgenannten Link sind Amazon Affiliate-Links