Offroad um Griechenlands Küsten

Mit Dachzelt und Defender besuchen wir Griechenlands Festlandküste und stellen fest, dass die Ostküste zu Unrecht unterschätzt wird. Ein Foto-Reisebericht.

Zwischenstopp bei Bokod in Ungarn

Es ist 04:00 Uhr nachts als wir in Bokod unser Dachzelt aufbauen. Zuvor haben wir halb Deutschland, Tschechien und die Slowakei durchquert. Nach vier Stunden Schlaf wecken uns gegen 08:00 Uhr die ersten Sonnenstrahlen, die das Dachzelt aufheizen. Wir machen uns fertig und auf den nur wenige Meter weiten Weg in das “schwimmende“ Dorf des Bokodi-Sees.

Hier arbeitet ein Pärchen seit 10 Jahren daran, das ehemalige Fischerdorf, dessen Häuser auf Stelzen in den See gebaut sind, für Touristen attraktiver und sichtbarer zu machen. Sie laden uns auf Ihr Haus, genauer gesagt, Ihre Dachterrasse ein und kochen uns einen frischen Kaffee. Das war ein guter Halt!

Die heißen Quellen von Loutra Pozar

Gegen 11 Uhr hieß es in Ungarn alle Mann an Bord, Ralfi will nach Griechenland. Unser nächstes Ziel entschlossen vor Augen, setzten wir unsere Reise fort Richtung Loutra Pozar. Noch am selben Abend wollten wir die griechische Grenze überschreiten, um am nächsten Morgen mit einem Bad in den heißen Quellen unseren ersten richtigen Urlaubstag zu starten. Gegen 1:00 Uhr nachts sollten wir nach einer gefühlt endlosen und ermüdenden Fahrt tatsächlich unser Ziel erreichen. Obwohl die letzten 1 1/2 Stunden Fahrt durch Bergstraßen unser Adrenalin noch einmal in die Höhe schießen ließ, waren wir froh, als wir endlich einen schönen Platz gefunden und unser Zelt aufgebaut hatten. Beim Lauschen des beruhigenden Wasserrauschens schliefen wir und unsere Plattschnauzen allesamt schnell ein.

Am nächsten Morgen haben wir schnell unser Schlafdress gegen Badeoutfits getauscht, um in die heißen Quellen einzutauchen. Ein Bad mitten in der Natur, umgeben von Wald, Stein und Vogelgesang, kann es einen schöneren Start in den Tag geben? Wir gönnten uns noch einen Frappé und fütterten süße kleine Straßenhunde, bevor wir unsere Reise fortsetzten.

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Salinen von Pydna bei Katerini

Bei unserer Ankunft in Katerini führte unser erster Weg zum Tsipouro Meze. Bei dieser Form des Mittagessens bestellt man den griechischen Tresterbrand Tsipouro und erhält dazu verschiedene Köstlichkeiten der griechischen Küche.

Zur Verdauung und für ein kleines Mittagsschläfchen fuhren wir dann zu den Salinen von Pydna. Teile der Salinen sind frei zugänglich und an einer ausgewiesenen Stelle ist das Baden in der Salzlake erlaubt. Der hohe Salzgehalt führt dazu, dass das man in dem Wasser mehr getragen wird, als in üblichem Badewasser. Zudem ist das Salzbad gut gegen Hautunreinheiten, Mückenstiche und angeblich auch gut gegen Gelenksleiden.

Zum ersten Mal konnten wir mit unserem “Ralfi“ direkt an den Strand fahren. Wir klappten die Markise (Quick Pitch Awning) aus und ruhten uns ein wenig im frischen Seewind aus. Trüffel und Pelle schnupperten das erste Mal Ägäis-Meeresluft.

So ein Strandtag und Seeluft können ganz schön hungrig machen, also entschieden wir uns zum Abendessen in die Taverne „The Koutouki Nikolas“ (Το Κουτούκι του Νικόλα) einzukehren. Es handelt sich um eins von Daniels Lieblingsrestaurants, die Vorfreude war also riesig. Nach 5 Jahren Abstinenz hieß es nun wieder Schneewittchensalat und frittiertes Schweinefleisch. Wir stellten fest, dass die Peperonis tatsächlich SEHR scharf waren und genossen unseren ersten griechischen Wein. Ohne Autan wäre der Abend jedoch nur halb so schön gewesen.

Auf der Hinfahrt zum Abendessen war uns bereits ein schöner Platz am Strand sowie einige dort bereits stehende Camper aufgefallen. Die App park4night half uns dann mal wieder einen wunderschönen Platz zu finden, um “wild“ zu campen. Es folgte unsere erste Nacht am Strand, mit Meeresrauschen und einem herrlichen Blick auf den Olymp und seine leuchtenden vorgelagerten Städte.

Bei unserem Kaffee am nächsten Morgen lernten wir Stelios kennen. Einen netten älteren griechischen Mann, der gerade von seiner Nachtschicht kam und den Sonnenaufgang genießen wollte. Wir kamen ins Gespräch und tauschten uns unter anderem über die Arbeitsverhältnisse in Griechenland und Deutschland aus.

Offroad auf den Olymp

Nachdem sowohl die Ausgrabungsstätten bei Dion als auch das Bergdorf Pantaleimonas von Schülergruppen überlaufen waren und unsere Stimmung ordentlich vermiesten, entschieden wir uns kurzer Hand lieber auf den Olymp zu fahren. Hier sollten wir unsere Ruhe haben und können gleichzeitig mal testen, was unser Ralfi so alles kann. Bevor es bis ganz nach oben ging, besuchten wir den kristallklaren Wasserfall Orlias. Umgeben von Fröschen und Kaulquappen tauchten wir unsere 12 Füße ins kalte Bergwasser.

Nach der Abkühlung hieß es dann für Ralfi und Daniel: Ran an die Arbeit. Während Michelle den Weg von spitzen Steinen und herabhängenden Ästen befreite, fuhr Daniel unseren Ralfi auf unbefestigten Schotterpisten sicher Richtung „Koromilia Refuge Olympus“. Oben angekommen, trafen wir auf einen Junggessellenabschied und lernten so eine Truppe lustiger junger Männer aus Israel kennen. Wir boten allen ein gekühltes Bier an und tauschten uns über Gott und die Welt aus. Es war eine tolle Begegnung!

Wenn hier nicht das Paradies ist, wo denn bitte dann?

Gallaria

Als Daniel 2017 das letzte mal in Griechenland war, wurde gerade eine Bar in den alten Bahnhofstunnel am Strand von Pantaleimonas erbaut. Jahre zuvor fuhr durch diesen Tunnel sogar der Orientexpress, heute findet sich genau an dem selben Ort eine industrielle Bar mit Charme und ziemlich guten Cocktails wieder. Wir probierten uns durch die Cocktailkarte, wurden dazu mit Erdbeeren und Birnen verwöhnt und fanden auch hier neue Freunde. Aber nicht nur wir, auch unsere Hunde wurden hier heiß begehrt. Lieber John Ziakas, vielen Dank für den herzlichen Abend und den Tequila. Gerne verfolgen wir deine Gitarrenkünste auf Instagram und bei unserem nächsten Griechenlandtrip werden wir definitiv wieder eure Gastfreundschaft genießen. Zu guter Letzt durften wir auf dem Parkplatz dann auch noch unser Zelt aufschlagen, perfekt!

Der nächste Morgen sollte vor der Weiterreise etwas entspannt starten. Wir nahmen uns zwei Liegen am Strand und ließen es uns mit einem Frappé gut gehen. Einfach mal die Seele baumeln lassen, bevor die nächste längere Strecke auf uns wartet.

Was dann nach diesem harmonischen Morgen folgen sollte, war alles andere als entspannt. Michelle hatte sich eine schöne Strecke von Pantaleimonas zum Paralia Agii Saranta überlegt. Es sollte fernab der Google Maps Navigation, lieber direkt an der Küste entlang gehen. Sagen wir es mal so, dass wir heute noch leben und diesen Bericht schreiben, grenzt an ein Wunder. Durch eine kilometerlange ungesicherte Baustelle in Serpentinenform, über spitze Felswege, hin zu überwucherten Wegen an der Steilküste, mitten im Nowhere. Das war Off-Road Experience vom Feinsten und Daniel hat unter Schweiß erneut seine Autofahrkünste unter Beweis gestellt. Wir hatten definitiv einen ganz lieben Schutzengel an unserer Seite. Danke Ralfi, du passt einfach noch immer auf deine Himbeertonis auf.

Der Strand war wunderschön, aber wie soll diese abenteuerliche Geschichte anders enden, als das nichts an dem traumhaften Strand geöffnet hatte, wir jedoch von dem Tag hungrig, durstig und ausgelaugt waren. Also galt es noch mal ein Stück zurück zu fahren und einen anderen Platz mit Restauration zu suchen.

Chorefto

So landeten wir dann unverhofft und ungeplant in Chorefto. Das Örtchen hat einen wirklich sehr schönen Campingplatz, der zur Hochsaison scheinbar auch über Glamping-Zelte verfügt. Leider ist Nebensaison und so entschieden wir uns lieber frei auf einer Hafenbaustelle – mal wieder – direkt am Meer zu stehen.

Selbstverständlich war in dem Ort eines wichtiger als alles andere: Essen. Restaurationen und Bars gab es zu genüge. Leider mindestens auch genauso so viele, wenn nicht sogar mehr, Straßenhunde. Wir haben uns dementsprechend unser Restaurant nach dem Kriterium ausgesucht, wo die Straßenhunde am Schwersten hingelangen. Auf diesem Wege landeten wir bei Petros o Sogabros. Das Ambiente war traumhaft, der Service gut, die Meeresfrüchte ebenfalls, doch die Straßenhunde hielten uns dennoch ein wenig auf Trab. Alles in allem jedoch ein gelungener Abend.

Damouchari

Genauso wunderschön wie sein Name, ist auch der Ort selber. Damouchari muss aus einem Traum entstanden sein. Malerische Gassen führen über Terrassen hinab an das von großen Steinen eingerahmte Hafenbecken. Auf der anderen Ortsseite liegt dazu noch ein weitläufiger weißer Kiesstrand. Übrigens ein Drehort des Kinofilm Musicals “Mamma Mia“.

Wir erreichten Damouchari früh am Morgen und freuten uns über ein leckeres Frühstück auf der Terrasse des familiären Victoria Cafes. Hier lernten wir eine Dame aus Brighton kennen, die bereits seit 12 Jahren immer wieder an diesen Ort zurückkehrt. Wir erhielten zahlreiche Tipps, unter anderem einen Besuch des Fakistra Beaches, welcher für seine außerordentliche Schönheit bekannt ist.

Aus einem Frühstück wurden 2 Nächte in dem Zimmer, in dem Romy Schneider nächtigte, als sie Damouchari besuchte. Ja, das war an dieser Stelle kein Scherz. Wir entschieden uns im Guesthouse Ghermaniko einzukehren, um diesen traumhaften Ort noch länger genießen zu können. Ahnungslos landeten wir dann zu unserer Überraschung in dem Zimmer von Romy Schneider, welches zudem noch wunderschön, sehr puristisch aber stilvoll eingerichtet war. Das Guesthouse gehört ebenfalls zu der Inhaberfamilie des Victoria Cafes und ist absolut zu empfehlen.

Es folgten viele Erfahrungen und Erlebnisse und das an nur wenigen Tagen und in einem eigentlich nur sehr kleinen Ort. Michelle erhielt eine private Yoga Stunde im Olivenhain bei Katerina, der Inhaberin des Gasthauses. Wir lernten im Inhaber des Damouchari Hotels einen neuen Landi-Freund kennen und suchten uns unser Abendessen selber in der Küche des Damouchari Hotels aus Töpfen auf dem Herd aus. Und wir aßen gemeinsam mit einem zutraulichen Fuchs zu Abend.

Fakistra

Während unseres Aufenthalts in Damouchari besuchten wir tagsüber die Strände Fakistra und Milopotamos. Der Weg zum Fakistra Strand war steinig und schwer. Schwer war vor allem Trüffel auf Daniels Arm. Als tapferer Bullipapa hat er unseren rückenkranken Trüffel den kompletten Weg runter und später auch wieder hochgetragen. Keine Ahnung, woher Daniel die Kräfte nehmen konnte, das kann nur Liebe möglich machen.

Der Aufwand hatte sich jedoch allemal gelohnt. Auch hier fanden wir erneut ein Paradies auf Erden, mit beeindruckenden Felsen, herrlich klarem, blauen Wasser, grünen Bäumen und dazu noch einem Wasserfall. Wer Strände mag, wird diese Bucht lieben! Man sieht es Trüffel auf dem Foto nicht an, aber auch er hat den Strandtag genossen.

Die Strandhöhlen von Milopotamos

Am nächsten Tag folgte dann der nächste Strand. Nicht ganz so paradiesisch, aber auch wirklich schön. Nicht zuletzt aufgrund seiner Höhlen und Felsdurchbrüche.

Am Strand von Milopotamos erkundeten wir die Höhlen, die nur vom Meer aus zugänglich sind. Das Wasser und die einfallenden Sonnenstrahlen tauchen die Höhlen in ein magisches bläuliches Licht. Aber nicht nur optisch, sondern auch akustisch haben die Höhlen einiges zu bieten. Das Wasser kann manchmal seltsame Geräusche machen, die beeindrucken, aber auch ziemlich beängstigend sein können.

Unser Weg führte uns weiter zum Melania Beach, wo saisonbedingt jedoch leider ebenfalls alles noch geschlossen hatte. Genauso wie bei weiteren Stränden auf unserer Route. Dennoch bekamen wir bei einer eigentlich geschlossenen Taverne einen Frappé von der ausgesprochen freundlichen Gastgeberin und überlegten uns einen Plan B.

Der Hafen von Katigiorgis

Am Tagesende fanden wir unseren Stellplatz im Hafen von Katigiorgis. Am Abend besuchten wir die Taverna Areti und wurden mit gemischten Meeresfrüchten und Fischspezialitäten verwöhnt. Als wir den Kellner fragten, ob wir einen Tsipouro „to go“ haben könnten, bekamen wir einen Becher mit Eiswürfeln und zwei Flaschen der klaren Spirituose auf Kosten des Hauses und machten uns auf den Weg zu unserem Auto, direkt über der Bucht. Zurück am Auto sicherten wir Fotos und Videos, entwickelten ein paar Aufnahmen und sahen mit unserem Tsipouro in der Hand zu, wie die Sonne unterging. In der Nacht wehte eine leichte kühle Brise, die unser Zelt abkühlte. Wir haben sehr gut geschlafen.

Trikeri – der südlichste Punkt der Halbinsel Pelion

Die südlichste Stadt der Halbinsel Pelion: Kiriaki bei Trikeri. Wir kamen vor Mittag an, gingen in dieses schöne Städtchen und erkundeten die Gassen, die Werft und die Hinterhöfe. Gegen 12 Uhr setzten wir uns in Manolas Taverne direkt am Hafen. Was für ein schöner, ruhiger Tag. Die Vorspeisen waren gerade angekommen, als eine streunende Katze Pelles Aufmerksamkeit erregte. Dieser kleine böse Hundejunge riss sich mitsamt seiner Leine los und jagte die Katze. Wir rannten hinter ihm her und riefen „Pelle, Pelle!“, doch irgendwann war er nicht mehr zu sehen. Gott sei Dank entkam die Katze und Pelle kehrte zu uns in eine der Straßen zurück. Beinahe hätte ich einen Herzinfarkt erlitten! Als wir zu unserem Tisch zurückkamen, hatte sich die halbe Stadt dort versammelt. Jeder hattte die verrückten deutschen Touristen gehört, die durch das ganze Dorf nach ihrem Hund riefen. Aber alle waren freundlich und viele fragten, ob es unserem Hund gut geht und ob alles in Ordnung ist, auch als wir später auf dem Rückweg zum Auto waren.

Nachdem wir bei Manolas den besten frischen Hummer gegessen haben, gingen wir zurück zu unserem Auto. Der Nachmittag bestand dann aus dem Aufbau unserer Photovoltaikanlage, dem Laden unserer Geräte und Schwimmengehen, bis auf der anderen Seite der Bucht dicke Wolken aufzogen. Wir klappten das Sonnensegel ein und gingen zurück in die Stadt zu Manolas Taverne – gerade noch rechtzeitig, bevor es zu regnen begann. Eine Stunde später setzte ein Gewitter ein, und es schien unmöglich zum Auto zurückzukehren, ohne völlig durchnässt zu werden. Doch der freundliche Manolas sprang ein und bot uns an, uns in seinem Auto quer durch die Stadt zurück zu unserem „Ralfi“ zu fahren. Bis 3:00 Uhr schliefen wir auf den Fahrersitzen, erst dann ließ der stürmische Wind nach und wir bauten unser Zelt auf, um wenigstens 4 Stunden richtig schlafen zu können. Vielen Dank, Manolas, für diesen tollen Tag und deine großartigen Meeresfrüchte!

Wir verlassen Pelion langsam Richtung Westküste

Eines können wir nun schon sagen: Die Ostküste wird weitestgehend unterschätzt. Alle loben und empfehlen die Inseln und den Westen, doch was sie dabei gerne vergessen, ist die Tatsache wie voll es dort werden kann. Wir bevorzugen die (etwas) geheimeren Ecken dieser Welt und Pelion allein ist eine Reise wert.

Als wir unsere Reise am nächsten Tag fortsetzen, kehren wir zunächst im kleinen Fischerdorf Kóttes ein, um in der Taverne Ψαροταβερνα Τσέτα einen echten griechischen Kaffee zu trinken. Das alte Ehepaar freute sich sehr über unsere beiden Hunde und unseren Besuch. Obwohl wir uns nicht richtig verständigen konnten, war es ein herzliches Zusammentreffen. Am Mittag bzw. Abend soll es in der Taverne auch leckeren Fisch und Meeresfrüchte geben, schade, dass wir nicht unendlich viel Zeit haben.

Unsere Tagesziele lauteten an dem noch jungen Tag: Duschen und das erste Mal Wäschewaschen. Wir brauchten also einen Campingplatz, der beides ermöglichte und zudem noch auf unserem Weg zur Westküste lag. Nach ausgiebiger Recherche haben wir uns für den Campingplatz Sikia in dem Ort Kato Gatzea entschieden. Unser Weg führte uns zu dem wunderschönen Kiesstrand Παραλία Ραζή, der von schattenspendenden Bäumen umringt war. Ein Blick genügte und die Entscheidung war gefallen, hier werden wir einen kurzen Stopp einlegen, ein Bier trinken, die Seele baumeln lassen und vielleicht auch ein bisschen Schlaf nachholen. Dies wäre auch ein wunderbarer Ort, um frei zu stehen, leider hätten wir dann keine frischen Unterhosen mehr gehabt. Nur einen Katzensprung entfernt haben wir uns bei der Marabu Taverne mit einem Tsipouro Meze gestärkt und kamen so in den Genuss der besten Gavros auf unserer Reise. Für alle nicht Griechen unter uns, es handelt sich hierbei um frittierte Anchovys.

Der Campingplatz Sikia war zu unserem erstaunen Rappel Zappel voll. Das waren wir gar nicht mehr gewohnt, wo wir sonst doch überall nahezu die einzigen Touris weit und breit waren. Dennoch war es wirklich schön und wir konnten schnell nachvollziehen, weshalb dort so viel los gewesen ist. Die deutliche Mehrheit der Stellplätze hatte durch den Terrassenaufbau des Campingplatzes direkten Meerblick und überall standen alte Olivenbäume. An dem Tag hing nicht nur unsere Wäsche an der Leine, sondern auch wir entspannten das erste Mal in unserer Hängematte. Abends ging es dann in die Taverne an den Strand. Das Ambiente war hervorragend, der Auberginensalat hingegen leider nicht. Seinen Abschluss fand der Abend letztlich in einer Strandbar einen Campingplatz weiter mit sehr guten Cocktails, welche mit Hingabe zubereitet wurden. Nur die Barmieze Oliver hatte aufgrund unserer Terrortiere nicht so einen schönen Abend, wie sonst gewohnt.

Wild Campen wie in dem Abenteuerroman “Ein Winter am Indian Creek“ – nur in warm

Unser nächstes Tagesziel hieß, soweit in den Westen kommen, wie nur möglich. Sprich, ordentlich Strecke machen. Zur Stärkung setzten wir uns ein Zwischenziel bei dem Restaurant Anabrysoúla. Dieses Lokal ist eine absolute Empfehlung unsererseits. Und wer gerne Forelle isst, der darf zudem in den Genuss eines kleinen Abenteuers kommen. Denn wer eine Forelle essen möchte, der fischt sie auch vorher aus dem restauranteigenen Forellenbecken. Wir blieben lieber bei unserem Tsipouro Meze und beobachteten das Schauspiel am Nebentisch. Nur unweit von dem Lokal entfernt, liegt ein reizvoller Spot für alle Fotografen unter euch. Die Steinbrücke mit ihren Wasserfällen von Palaiokarya. Ganz Mutige können den unteren Wasserfall auch zu Fuß über eine Art Mauerwerk überqueren, hierbei empfehlen sich jedoch Wasserschuhe.

Wir überquerten den spektakulären Mesochora Damm, der aufgrund von Genehmigungsschwierigkeiten jedoch seit 2001 nie in Betrieb genommen wurde. Eine klassische millionenschwere Bausünde, jedoch mit wunderschönen blauen Seen.

Nach einem kleinen Off-Road Abenteuer durchs Flussbett, sollte unser Stellplatz an diesem Abend mal etwas wilder und naturbelassener sein. Wir bauten unser Zelt direkt neben dem Fluß Acheloos auf. Hier waren nur wir, Bienen, Fische und die letzten Sonnenstrahlen, die über die nahegelegenen Bergketten ins Tal fielen. An solchen Orten bekommt man ein leises Gefühl davon, was das Wort Freiheit eigentlich bedeuten kann.

Koronisia und seine Lagune

Im Westen Griechenlands wartete jedoch nicht nur die Küste auf uns. Michelle hatte drei Spots rausgesucht, die sie neben der Küste unbedingt anfahren wollte. Einer dieser Spots war Koronisia, eine Art Insel im ambrakischen Golf gelegen, welche nur über zwei schmale Straßen mit dem Festland verbunden ist. Auf uns warteten Schildkröten, viele Schlangen, romantische blaue Fischerhütten, verlassene Holzboote und leider auch mal wieder eine Menge Straßenkatzen und ein paar feindselige Straßenhunde. Gerne wären wir länger geblieben, aufgrund der Umstände reichte es dann aber nur für ein unentspanntes jedoch sehr leckeres Essen bei Γαρ Οίδα. Sehr zu empfehlen sind dennoch die frittierten Sepien und der Bohnensalat auf der Speisekarte.

Rotes Tongelände in Kokkinopilos – ein seltenes geologisches Phänomen

Mitten in der sonst unauffälligen Umgebung von Kokkinopilos ereignet sich ein Naturwunder. Wie aus dem nichts landet man in wüstenartigen Feldern aus roter Tonerde. Man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten, sind wir etwa plötzlich auf dem Mars? Das Gebiet ist zwar nicht riesengroß, wer es außergewöhnlich mag, ist hier jedoch genau richtig. Das perfekte Ambiente für Offroading und Fotoshootings. Ein Stück weiter nördlich wartet dann schon das nächste Highlight: Ein altes römisches Aquädukt. Leider beides keine Spots zum Übernachten, da hohe Strafzahlungen von 300€ folgen können.

Der Kajak-See Zirou

Der perfekte nächste Stellplatz lässt jedoch nicht allzu lange auf sich warten. Am Zirou Lake hat Loukas seinen Traum vom Aussteigerleben verwirklicht. Nach BWL Studium und einem unglücklichen Job in einer Firma, macht er nun das, was er gut kann und ihn mit purer Freude erfüllt: Er betreibt seinen eigenen Kajak Verleih. Wir haben uns auf Anhieb gut mit Loukas und dem Rest des Teams verstanden und durften auf seinem Gelände übernachten. Im Gegenzug haben wir ein Auge auf seine Boote geworfen, fairer Deal würde ich sagen. Daniel hat noch am Abend ein Paddel, eine Schwimmweste und ein Kajak erhalten, damit er in den frühen Morgenstunden den Sonnenaufgang über dem See bei einer ruhigen Kajak-Tour genießen konnte. Lieber Loukas, wir wünschen dir weiterhin viel Glück und vor allem Erfolg bei der Verwirklichung deines Traumes von einem Leben „into the wild“.

Fast hätte ich etwas ausgesprochen wichtiges und märchenhaftes vergessen zu erwähnen. Als die Dämmerung begann merkten wir, dass wir von einem außergewöhnlichen Schimmern und Blinken umgeben waren. Wir standen quasi inmitten eines Meeres aus Glühwürmchen. Ein atemberaubend schöner Anblick.

Freistehen bei Igoumenitsa

Die Hafenstadt Igoumenitsa dürfte den meisten wohl aufgrund Ihrer Fährverbindungen ein Begriff sein. Wir finden unseren Platz abseits des Verkehrs- und Hafengetümmels in einer Bucht namens ‘“Corfu Beach“. Von den Satellitenbildern bei Google hatten wir uns erhofft vielleicht ganz auf den Strand fahren zu können, doch das war dann leider doch nicht möglich – zumindest nicht ohne AT-Reifen und deren Widerstandsfähigkeit gegen scharfkantige und spitze Steine. Dank zusätzlicher Bodenfreiheit durch das Luftfahrwerk schaffen wir es aber eine “Etage“ tiefer ans Wasser heran.

Wir parken den Landi so, dass wir aus dem Zelt heraus in Richtung der Insel Corfu blicken können. Abends kochen wir hinter dem Auto und werden nachts ab und zu vom Dröhnen der Schiffsdiesel der in weiter Ferne vorbeifahrenden Fähren geweckt.

Albanien

Auf unserer Bucketlist der Reisen stand bisher immer auch Albanien. Wenn wir also schonmal in der Nähe sind, weshalb sollten wir dann nicht mal gerade vorbeifahren und den Rückweg so sinnvoll für eine kleine Stippvisite nutzen?

In Butrint setzen wir mit einer Art Floß über, dass über einen Kettenantrieb durchs Wasser gezogen wird. Etwas abenteuerlich, aber eine großartige Erfahrung.

Nach der viel zu kurzen Floßüberfahrt kauften wir einer Straßenverkäuferin die leckersten Erdbeeren der Welt ab und tankten bei einem sehr hilfsbereiten Albaner, der uns wertvolle Tipps gab. Wir sollten Geld lieber in Restaurants wechseln, als Bargeld an ATM Automaten zu holen, da diese einen sehr schlechten Wechselkurs berechnen würden. Auch sollten wir lieber nicht wie geplant die Küstenstraße hoch fahren, sondern das Inland und die Berge Albaniens erkunden, da die Küste nicht das wahre Albanien repräsentieren würde, sondern sehr touristisch sei. Zwar folgten wir seinen Rat bzgl. des Geldwechsels, jedoch leider nicht den Rat mit der Küstenstraße. Wir tranken einen Kaffee und einen Latte in einem Straßenkaffee von Ksamil und genossen den städtischen Trubel um uns herum, bevor wir ins Musselhouse einkehrten.

Was uns hier erwartete hatten wir nicht geahnt, es war ein traumhafter Ort. Wir bestellten Weißwein, frische Austern und verschiedene Varianten Moules. Noch nie erhielten wir zuvor so kreativ angerichtete Austern und noch nie konnten wir zuvor beim Muschelnessen Krebskämpfe und Fischschwärme beobachten. Abgerundet wurde das Erlebnis durch einen herausragend guten Service und ein nettes und ehrliches Gespräch mit unserem Kellner, der von den Lebensbedingungen in Albanien erzählte.

Alles was dann zwischen dem Musselhouse und dem Campingplatz Kamping Pa Emer auf uns gewartet hat, war schlimmer, als der Tankwart uns befürchten lies. Zwar gab es wie erhofft wunderschöne Buchten und Strände, jedoch verbaut mit nicht gerade ansprechenden Hotelanlagen und zugepflastert mit Sonnenliegen. Schade Küste von Albanien, du könntest so schön sein.

Als wir gefühlt am Rande der Erdscheibe angekommen waren und uns kurzzeitig wie in den Hinterstraßen von Mombasa fühlten, erreichten wir endlich den anvisierten Campingplatz. Auch hier waren alle wieder unwahrscheinlich freundlich und die Anlage war naturbelassen und schön. Unser Stellplatz verfügte über einen eigenen Strandzugang und das Meer war meterweit so flach, dass man gefühlt bis an den Horizont durchs warme Wasser waten konnte. Unser Highlight war der Sonnenuntergang über dem Restaurant des Campingplatzes, welches ausschließlich über einen langen Holzsteg erreichbar ist.

Als uns der Kellner abends fragte, ob wir das erste Mal in Albanien seien und ob es uns gefallen würde, musste ich kurz überlegen, ob ich ihm wirklich die Wahrheit sage und tat es dann doch: “Die Menschen sind allesamt sehr aufgeschlossen und freundlich. Die Hälfte der Küste ist wunderschön, tolle Natur, die andere Hälfte besteht aus den Bausünden großer Hotelresorts und Touristenhochburgen“. Er schmunzelte und meinte, die Küste sei nicht unbedingt ein guter Repräsentant Albaniens. Das wahre Albanien würde man im Inland und in den Bergen finden. Das hatten wir schonmal gehört.

Er mag durchaus Recht haben. Aber so gerne wir uns in einem eigenen Albanien-Urlaub Teth, Shkodra und den Komman angeschaut hätten: Wenn ihr lieben Albaner es nicht hinbekommt, dass wir aufgrund Eurer Fahrweise, pro Stunde mindestens einen schweren bis tödlichen Unfall vermeiden müssen, kommen wir so schnell nicht wieder. Das ist für uns kein Urlaub. Über Bauern, die mit einem Stock Ziegen oder Puten über die Autobahn treiben können wir noch lachen, aber wenn wie selbstverständlich trotz Gegenverkehr bewusst zum Überholen ausgeschert wird, dann könnt ihr das gerne ohne uns so ausleben.

Trotz des abenteuerlichen bis gefährlichen Verkehrsverhaltens verlassen wir Albanien, durchqueren Bosnien und finden unseren letzten Stellplatz am Kap Karmenjak, bei Premantura in Kroatien. Auf diesem Platz startete 2018 unser Kroatien-Roadtrip entlang der Adriaküste. Auf dem Campingplatz Arena Stupice entsteht dieser Reisebericht.

Unser Video-Reisebericht „GRIECHENLAND REISE V-LOG | Offroad entlang der Küste: Pieria, Pelion, Damouchari, Fakistra, Trikeri“ auf Youtube

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