4×4 mit dem New Defender – unsere neue Art des Reisens

Wir wollen Offroad-Reisen erleben und dort mobil sein, wo das große Wohnmobil nicht hinkommt. Schon bei der Wahl der Ausrüstung tauschen wir Komfort gegen Kompromiss und besinnen uns auf das Wesentliche. Wir freuen uns auf zukünftige Abenteuer mit unserem Land Rover Defender 110 namens „Ralfi“.

Wie kommt man auf die Idee?

Schon zu Beginn der Corona-Pandemie sehnten wir uns nach einer Möglichkeit, flexibel und ohne große Aufwände zu reisen. Spontan ein paar Sachen packen, einen schönen Ort, zum Beispiel irgendwo am Weserufer, aufsuchen und dann dort den Abend verbringen.

Land Rover bot zu dieser Zeit ein Test-Angebot für den neuen Land Rover Defender an. Man konnte diesen mit Dachzelt für ein Wochenende mieten. Wir waren Feuer und Flamme – bis wir den Preis für dieses kurze Abenteuer sahen. Trotzdem blieb die Idee in unseren Köpfen. Der neue Defender gefiel uns ohnehin, wir hatten ihn eher zufällig bei einem Jaguar-Händler gesehen und waren begeistert vom Design. In unseren Augen wurde ein zeitgemäßer Nachfolger für den Ur-Defender entworfen.

2021 waren wir dann mit dem Wohnmobil in Slowenien unterwegs. Enge Bergpässe und stundenlange Abfahrten machen mit 4,5 Tonnen und 7m Länge nur begrenzt Spaß. Oft führen die Abmaße dazu, dass man manche Regionen garnicht besuchen kann. So blieben uns große Teile des Triglav-Nationalparks verborgen und auch am Bohinj-See blieb uns die Einfahrt in große Teile des Nationalparks verwehrt. Einige Passagen bei Kobarid oder in den Weinbergen im Norden waren möglich – allerdings mit großen Schweißflecken unter den Armen. Wir erinnerten uns wieder an unsere romantische Idee des 4×4 Offroad-Fahrzeugs mit Dachzelt.

Unseren Video-Reisebericht zu Slowenien findet Ihr übrigens hier.

In Kobarid, im Camp Lazar, trafen wir dann eines Abends ein Paar aus München, welches mit Dachzelt und Landi Slowenien besuchte. Wir tauschten uns aus und waren nun ein Stück sicherer, dass diese Art des Abenteuers uns gefallen würde. Mit dem richtigen Fahrzeug schienen Albanien-Rundfahrten, Griechenland-Roadtrips oder ein Herbst in den französischen Seealpen greifbarer als mit dem Wohnmobil. Irgendwann würden wir uns diesen Traum erfüllen, sagten wir uns. Irgendwann in ein paar Jahren.

Am 13. November 2021 starb mein Vater Ralf im Alter von 65 Jahren. Er verbrachte den ersten und letzen Monat seiner Ruhephase der Altersteilzeit im Hospiz. Er sagte immer „Leben, das ist das was passiert, während man eifrig andere Pläne macht“. In den letzten gemeinsamen Wochen unterhielt ich mich viel mit ihm. Unter anderem über die Zeit, in der er selber Geländewagen fuhr: Isuzu Trooper, Nissan Terrano. Wir tauschten uns über die richtige Bereifung und Ausstattung, technische Merkmale und einige Anekdoten aus, die für mich nichts anderes als Fragmente und nebulöse Erinnerungen aus meiner Kindheit waren.

Im Bewusstsein, dass das Leben kurz sein kann und manche Pläne nicht zu lange aufgeschoben werden sollten, zudem in einer Art „Quarter-Life-Crisis“ in der ich aus Suche nach Trost in diversen Einstellungen und Interessen meinem verstorbenen Vater nacheiferte, bestellten wir Mitte Januar unseren Defender 110. Am 4. Februar war es dann soweit und wir holten unseren weißen „Ralfi“ aus Schwerin nach Hause.

Die richtige Offroad- und Camping-Ausstattung – Kompromiss vs. Kompromiss

Als wir uns mit der Ausstattung für Offroad-Reisen beschäftigten, lernten wir zunächst eins:
Unser liebgewonnenes Wohnmobil ersetzt kein Offroadfahrzeug und genausowenig lässt sich der Hymer durch den Defender ersetzen. Wir können den Komfort des Wohnmobils nicht im Geländewagen erwarten. Wir müssen uns plötzlich mit Dingen beschäftigen, die im Wohnmobil selbstverständlich sind: Frischwasser, Warmwasser, Heizung, Kühlung, Schlafgelegenheiten. All diese Punkte lassen sich aufgrund von Platzmangel und Gewicht nur viel rudimentärer betrachten, man könnte auch sagen puristischer. Und das macht Spaß. Im vergleich zum Wohnmobil handelt es sich hier einfach immer um Kompromisse. Doch genau dieses Abwägen der Kompromisse gegeneinander, hin zum optimalen Kompromiss macht unheimlichen Spaß – und geht leider auch schnell aufs Portemonnaie.

Schlafen im Dachzelt

Ein Dachzelt muss her. Eine riesige Auswahl macht den Entscheidungsprozess aber nicht einfacher. Normale Dachzelte sind am leichtesten, am günstigsten und nehmen weniger Platz auf dem Fahrzeugdach ein. Hartschalendachzelte sind teuer, schneller auf- und abzubauen, oft kraftstoffsparender aber vor allem resistenter gegen gestreifte Äste und Feuchtigkeit.

Hybrid-Zelte vereinen die Vorteile (und Nachteile) beider Konzepte. Letztlich sorgte auch eine gewisse Faulheit für die Entscheidung zum Hartschalendachzelt. Das Bettzeug kann nämlich im Zelt verbleiben, man muss nicht umräumen, spart Platz im Auto und die Rüstzeiten sind einfach schneller. Erst favorisierten wir das „Airlander Plus“ und kamen dann final über das „Alu-Cab 3.1“ zum Alu-Hartschalenzelt „Quickpitch“.

Probeliegen im Quick Pitch Aluminium-Dachzelt
Probeliegen im Quick Pitch Aluminium-Dachzelt

Großer Vorteil hier ist die Möglichkeit Ausrüstungsgegenstände wie Markisen, Scheinwerfer oder Sandbretter direkt am Zeltrahmen zu befestigen. Sogar das Anbringen von Solarpaneelen ist möglich. Das Quickpitch-Zelt verfügt über ein (!) durchgehendes Scharnier zur Öffnung und ist geringfügig günstiger als ähnliche Zelte.

Stichwort Markise: Quickpitch bietet mit der 270°-Awning eine am Zelt zu befestigende Markise an, die 270° um das Auto herum ausgeklappt werden kann. Bequemer geht es nicht.

Bereifung fürs Gelände

Je kleiner die Felge, desto mehr „Gummi“ darf der Reifen haben. Und je mehr Gummi zwischen Felge und Reifen sitzt, desto härter ist der Reifen im Nehmen. Die Standard 19″ Felgen müssen weg, stattdessen brauchen wir geländegängige All-Terrain-Reifen mit Winter-Eigenschaften (Alpin-Symbol). Schon mein Vater war ein großer Fan der General-Reifen, Grund genug für mich dieser Marke Vertrauen zu schenken. Ideal wären natürlich die original Land Rover 18″-Felgen, doch bei 320€ für eine einfache, schnörkellose Stahlfelge (!) hört für mich der Spaß auf. Dann lieber die Dotz Kalahari für rund 250€, dafür das Geld dann lieber in gute Reifen investieren.

Sitzen, Essen, Trinken, Leben

Es gibt tolle Konzepte, bei denen Tische und Stühle in den Dachgepäckträger eingeschoben werden können. Klingt erstmal toll, wenn man dadurch Laderaum im Fahrzeug einsparen kann. Wenn man dann allerdings vor jeder Benutzung die Möbel von Bremsstaub und Straßendreck säubern muss, rückt man von diesem Vorhaben schnell wieder ab.

Platzsparende Alu-Stühle und ein rollbarer Alu-Tisch sind praktischer – vor allem haben wir beides schon im Wohnmobil.

Wasserkanister auf dem Dach sehen cool aus. Im Winter in den Alpen allerdings keine gute Idee. Viel praktischer ist ein Wassertank, der zwischen Vordersitzen und umgelegter Rückbank installiert werden kann. Das Wasser hat dann Zimmertemperatur und erhöht den Schwerpunkt des Fahrzeuges nicht unnötig.

Das ist erst der Anfang

Ihr merkt, es gibt endlos viele Fragen mit denen man sich als Neuling beschäftigen muss und noch viele weitere Fragen werden folgen. Eins steht fest: Wir lassen uns auf dieses Abenteuer, diese neue Art des Reisens ein. Wir freuen uns auf viele Reiseberichte auf unserem Blog, die erst durch unseren „Ralfi“ möglich wurden. Bleibt gespannt!